In einer vorgelagerten Position der Peschmerga, 300 Meter von der nächsten IS-Stellung entfernt. Und mir fällt nichts besseres ein, als in dieser Runde Zweifel an der Richtigkeit der Milan-Lieferungen anzumelden. Dabei ist die militärische Realität schwer zu leugnen. Ohne die deutschen Lieferungen der Panzerabwehrraketen könnten die Peschmerga längst überrannt sein. Für mich zählt aber: die langfristigen Effekte sind schwer zu überschauen. “Fuck politics“, entgegnet ein britischer Söldner und nickt mit einem “This is now“ in Richtung der IS Stellungen. Auf dem Rückweg hinten auf einem Pritschenwagen mit aufgepflanztem Maschinengewehr plötzlich wuchtige Explosionsgeräusche. Mörserbeschuss? Aber tatsächlich hat nur ein türkischer Panzer in einer benachbarten Stellung ein Ziel in Mossul ausgemacht. Im lokalen Hauptquartier treffe ich zufällig auf einen amerikanischen Airforce-Major, der zusammen mit zwei waffenstarrenden Begleitern den Standort für einen Brückenkopf in der Nähe aushandelt. Es geht um die Vorbereitungen für den bevorstehenden Sturm auf Mossul. Und genau das wird später am Tag beim UNHCR wieder Thema sein. Dort bereitet man sich chronisch unterfinanziert auf die von dort kommende Fluchtbewegung vor. Für meine größte Sorge finde ich aber keinen Ansprechpartner. Werden die Flüchtlinge später wieder in Ihre Häuser in Mossul zurück kehren können? Im komplizierten politischen Gemengelage in das auch alte und tiefe Wunden hinein spielen, ist das alles andere als gesichert.
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